Jede zehnte volle Zeitarbeitstelle wird in den Niederlanden vermittelt. Dort ist Zeitarbeit seit vielen Jahren detailliert geregelt. Schon 1965 gab es ein erstes Gesetz, dass mehrfach weiterentwickelt wurde. Eine niederländische Besonderheit ist das 1998 eingeführte 3-Phasen-Modell, bei dem sich das Arbeitsverhältnis Schritt für Schritt verändert:
- Phase A: Der Zeitarbeitnehmer hat einen zeitlich begrenzten Arbeitsvertrag, der nur die Dauer seines Arbeitseinsatzes beim Kunden der Zeitarbeitsfirma abdeckt. (So wird es zum Beispiel auch in Frankreich praktiziert.)
- Phase B: War ein Zeitarbeitnehmer mindestens 78 Wochen (anderthalb Jahre) für dieselbe Zeitarbeitsfirma im Einsatz, tritt er in Phase B ein: Er erhält einen Arbeitsvertrag, der nicht an die Dauer eines Einsatzes gebunden ist. Er kann also auch in Phasen der Nichtbeschäftigung bezahlt werden. Phase B dauert zwei Jahre.
- Phase C: Hat der Zeitarbeitnehmer Phase A und B abgeschlossen, also insgesamt dreieinhalb Jahre für eine Zeitarbeitsfirma gearbeitet, beginnt Phase C: Er erhält einen unbefristeten Vertrag.
Seit 1998 gilt in den Niederlanden auch ein Gesetz, das im Grundsatz eine gleiche Bezahlung („Equal Pay“) von Zeitarbeitnehmern und Stammpersonal vorsieht. Ähnlich wie in Deutschland können Tarifverträge zwischen Unternehmen und Gewerkschaften andere Regelungen vorsehen.
Fast die Hälfte der Zeitarbeitnehmer ist unter 25
In den Niederlanden wird Zeitarbeit besonders häufig für den Berufseinstieg genutzt: Der Anteil an jungen Zeitarbeitnehmern unter 25 Jahren ist dort mit 46 Prozent im europäischen Vergleich am höchsten. Das Modell wird auch häufig genutzt, um Ferienjobs zu finden oder während des Studiums etwas dazuzuverdienen – wofür die oben beschriebene Phase A ohne übergreifenden Arbeitsvertrag völlig ausreicht. Wie auch in Deutschland dient die Zeitarbeit generell vielen Nicht-Beschäftigten als Brücke in die Erwerbstätigkeit: Konstant rund 30 Prozent der niederländischen Zeitarbeitnehmer kommen aus der Arbeitslosigkeit.
Infos über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Zeitarbeitsbranche in den Ländern Europas hat auch der Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister hier zusammengestellt.